Die Goetheschule verabschiedet ihren langjährigen Schulhausmeister Hans-Jürgen Scheele

Ein Wortspiel zu Beginn? Wer oder was ist eine „Eminenz“? Okay, das Wort sagt man heute weniger, dafür gibt es Eminenzen bis heute. Es sind hohe Würdenträger, also einflussreiche Persönlichkeiten. Und „grau“? Klingt irgendwie nach Unauffälligkeit. Und beide Begriffe kombiniert? Graue Eminenz! Also jemand, der in einem System ziemlich viel Einfluss hat, ohne dass dies nach „außen“ auffällig ist. Natürlich ist diese Persönlichkeit selbst in keiner Weise „grau“, sondern im Gegenteil „bunt“, also mit vielen Facetten versehen, die helfen, einem anspruchsvollen (Arbeits-)Umfeld gerecht zu werden. So ist klar, dass „grau“ hier ein positiver Begriff ist.

Eine derartige Schlüsselstellung als „graue Eminenz“ hatte Hans-Jürgen Scheele seit Mai 1985 an der Goetheschule inne. Seine Funktion als Schulhausmeister war allumfassend. In all den Jahren garantierte er dem Schulgebäude einen reibungslosen Betrieb. Nicht immer war das sichtbar für die Nutzer des Gebäudes – z.B. wenn in den frühen Morgenstunden die Wege von Schnee befreit werden mussten oder z.B. am Ende eines langen Elternabends Fenster zu schließen waren oder Licht zu löschen war. Hans-Jürgen Scheele erfüllte seine Arbeit stets über die normalen Anforderungen hinaus. Seine Freundlichkeit, Ruhe und Kompetenz beeindruckten Generationen von Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und jene, mit denen er zusammenarbeitete. Sein Handwerk lernte er „von der Pike auf“. Nach der Beendigung einer in den 1970er Jahren in Einbeck begonnenen Schlosserlehrer fand er Beschäftigung bei den Firmen Laudi KG, Dresser Europe sowie Schellien. Es folgte am Beginn der 1980er Jahre die Ausbildung zum Meister an der Bundesfachschule Deutscher Metallhandwerke in Northeim. Die Heidemann Werke in Einbeck und die Firma Karosseriewerk Heinrich Meyer in Göttingen waren weitere Etappen seines Berufslebens. Ein lukratives Angebot aus München schlug Hans-Jürgen Scheele aus; in gemeinsamer Abstimmung mit seiner Frau Gundi fiel die Entscheidung für den Verbleib in Einbeck, für die Arbeit an und mit der Goetheschule. Hier erlebte er die Ägide von fünf Schulleitern, darunter einer Schulleiterin; dies waren bzw. sind Dr. Friedrich-Karl Wiemer, Joachim Fischer, Horst Ihlemann, Hartmut Bertram und Elisabeth Kaiser. Nicht nur die Schulleitungen wechselten, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler. Für alle hatte Hans-Jürgen Scheele ein offenes Ohr und eine helfende Hand. Sein Beruf war ihm Berufung – davon zeugen etliche Tätigkeiten, so z.B. die Unterstützung der Schülerschaft beim alljährlichen Abistreich: Wie oft wurde zu nächtlicher Zeit die Goetheschule „besonders“ dekoriert! Und wie oft werden Schülerinnen und Schüler aus seinem Mund gehört haben: „Tische werden nicht beschmiert!“ Doch als Hausmeister einer Schule ging es Hans-Jürgen Scheele nicht um die Kritik, sondern um die Einsicht, mit Allgemeineigentum sorgsam umzugehen. So wurde so mancher Tisch wieder glänzend sauber und die Hoffnung auf manch verbessertes Verhalten bleibt. In den letzten Dienstjahren konnte es passieren, dass Goetheschülerinnen und Goetheschüler Hans-Jürgen Scheele von ihren Eltern und, ja manchmal auch, von ihren Großeltern als Ehemalige grüßten. Zum 31.12.2020 wird Hans-Jürgen Scheele in den Ruhestand gehen.

Manch guter Geist wirkt eher im Verborgenen und vermag doch prägende Kraft zu entwickeln (siehe „graue Eminenz“): Der Fußabdruck, den der Schulhausmeister Hans-Jürgen Scheele an der Goetheschule hinterlässt, wartet nun darauf, um einen weiteren Schritt eines Nachfolgers ergänzt zu werden. Die privaten Schritte werden den begeisterten Familienmenschen Scheele zu hoffentlich bald möglichen Reisen führen, sei es zum Campen an der Ostsee, sei es zu Kreuzfahrten in die Ferne. Goethe dankt für alles und wünscht – besonders in diesen Zeiten – Gesundheit!