4. Treffen von Goethes Buchclub am Nikolaustag
Eloy Moreno, ein spanischer Autor, hat mit seinem Werk „Unsichtbar“ ein faszinierendes und zugleich provokantes Buch geschaffen, das die Leser:innen dazu anregt, über die Themen Identität, Wahrnehmung und die menschliche Existenz nachzudenken. Das Buch erzählt die Geschichte eines Protagonisten, der sich in einer Welt der Unsichtbarkeit wiederfindet, was sowohl metaphorisch als auch wörtlich verstanden werden kann.
Die zentrale Thematik des Buches ist die Vorstellung von Unsichtbarkeit aufgrund von Mobbing, welche in verschiedenen Facetten dargestellt wird. Diese Erfahrung führt den Protagonisten zu tiefen Erkenntnissen über die Gesellschaft, die Menschen um ihn herum und letztlich über sich selbst. Moreno gelingt es, die Einsamkeit und Isolation, die mit der Unsichtbarkeit einhergehen, eindringlich darzustellen. Man wird dazu eingeladen, darüber nachzudenken, wie oft Menschen in der modernen Gesellschaft tatsächlich „unsichtbar“ sind – sei es aufgrund von gesellschaftlichen Normen, Vorurteilen oder persönlichen Ängsten.
Trotz der vielen positiven Aspekte des Buches gibt es auch einige kritische Punkte. Manche Leser:innen könnten die Handlung als vorhersehbar empfinden. Darüber hinaus könnte die philosophische Tiefe des Buches für einige zu abstrakt oder schwer nachvollziehbar sein.
Ein weiterer Kritikpunkt könnte sein, dass die Nebencharaktere nicht ausreichend entwickelt sind. Während der Protagonist eine klare und vielschichtige Entwicklung durchläuft, bleiben die Figuren, die ihn umgeben, oft blass und eindimensional. Dies führt dazu, dass die Interaktionen zwischen den Charakteren weniger überzeugend wirken.
Insgesamt ist „Unsichtbar“ von Eloy Moreno ein nachdenkliches und anregendes Buch, das wichtige Fragen menschlichen Miteinanders aufwirft. Es bietet eine einzigartige Perspektive auf das Thema Unsichtbarkeit und regt dazu an, über die eigene Wahrnehmung und die der anderen nachzudenken. Trotz einiger Schwächen in der Handlung und der Charakterentwicklung bleibt das Buch ein lohnenswerter Beitrag zur zeitgenössischen Literatur. Der Goethe-Lese-Club vergibt 3,5 von 5 Sternen.
von Olga von Petersson